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Während der Dreharbeiten zu Ihrem neuen Dokumentarfilm "Where the elephant sleeps/ Wo die Elefanten schlafen", der vom Verhältnis zwischen Elefanten und Menschen handelt, hat Brigitte Uttar Kornetzky eher zufällig den ersten Fall von Euthanasie für die Elefantenkuh Sita im Staate Rajasthan in Indien ins Leben gerufen.
 


Der Februar 2012 war der Monat des ersten Falles der Euthanasie für einen Elefanten im Staate Rajasthan.
Die Entscheidung wurde in höchster Instanz vom Bundesministerium für Umwelt und Forstwirtschaft in Dehli getroffen. Diese Entscheidung sei bedeutend in der Geschichte Rajasthan`s, wie offiziell von rechtlicher Seite mitgeteilt wurde. Bereits zwei Tage später wurde diese Entscheidung von Zoodirektoren aufgegriffen, die ihre kranken Elefanten erlösen möchten.  Es ist möglich, dass dieser Fall die erste Gnadenerlösung eines Elefanten in ganz Indien darstellt, und wünschenswert, dass somit auch eine Grundsteinlegung für eine Abkürzung des unerträglichen Leidenswegs unserer letzten und grössten Säugetiere in Gefangenschaft gesetzt wurde.

Aus dem Süden Indiens nach Jaipur zurückgekehrt findet Frau Kornetzky die Elefantenkuh Sita in elendem Zustand. Seit Wochen zu Boden, in ihren eigenen Körperflüssigkeiten schwimmend, unbeseitigt der Exkremente, in einem Geruch, der absolut schrecklich sich schon aus fünfzig Meter Entfernung ankündigte. Die Elefantenkuh sah nicht so aus, als ob man sie gefüttert, umsorgt oder ihr auch nur Wasser gegeben hätte, und dies seit Tagen. Sita aber frass und trank wenn man ihr nur etwas gegeben hätte. Sie hatte den Lebenswillen eines Elefanten, und kaute noch an dünnen Rohrzuckerstangen, die sie mit ihrem schwachen Rüssel erreichen konnte.

Sita ist einer von 118 Elefanten, die auf den geteerten Strassen und steinigen Seitenwegen meist westliche Touristen nach Amer Fort tragen, einer der schönsten und Sagen umwobendsten, vormaligen Maharadscha Paläste in ganz Indien. Viele der Elefanten haben Fussprobleme. Die Besitzer der Tiere verlassen sich meist ausschliesslich auf traditionelle Medizin. Die Bedingungen sind alles andere als hygienisch. Beispielsweise infizieren sich Elefantentrainer, genannt Mahouts, an ihren Elefanten und umgekehrt, an Tuberkulose. Die Probleme in Jaipur sind dokumentiert und allseits bekannt. Ein Projekt in Verwaltung des Schwagers von Prinz Charles, den Elefanten vor Ort  zu helfen, wurde vor einigen Jahren eingestellt. De facto hat einer von drei Hindi-Ärzten, die Sita eingeschläfert haben, unter Einberufung des Bundesamts für Umwelt und Forstwirtschaft für dieses Projekt gearbeitet. (Hinduismus erlaubt ausschliesslich Hinscheiden eines natürlichen Todes.)

Brigitte U. Kornetzky verbrachte drei Monate in Indien mit ihrem Filmprojekt mit dem Titel "Where the elephant sleeps". Die Fertigstellung des Films ist für Beginn 2012 angekündigt. Sita`s Euthanasiefall wird gerade ein Teil eines Kapitels des Films ausfüllen, in dem es um das oft schwierige Verhältnis von Mensch und Elefant in Asien geht.

Sita als auch andere Elefanten hat sie fünf Wochen lang mit der Kamera begleitet, bevor sie für sechs Wochen in den Süden Indiens reiste, um wilde Elefanten und Tempelelefanten zu besuchen. Sie stand in ständigem Austausch mit Sita`s Ärzten, und sie kontaktierte sogar das Kantonale Tier Spital in Zürich, um Hilfe für Sita`s Leiden zu finden. Allein, die Hoffnung starb mit einem der massgebenden Eigentümer der Elefantin.

Sita lag zu Boden seit etwa sechs Wochen. Schlimme Verletzungen an den Füssen, ein grosses Loch am hinteren rechten Oberschenkel, zwei gebrochene Vorderbeine, und eine mittlerweile weit fortgeschrittene Knochenentzündung haben ihren Zustand bis zur Ausweglosigkeit verschlechtert. Obendrein lag sie auf der rechten Seite, da sie auf dem rechten Auge blind war. Ihre Ärzte vermuteten obendrein Tuberkulose, so die Information per Telefon. Ihre Eigentümer hatten versucht, sie auf eigene Beine zu stellen mit Hilfe eines eisernen Zugseils, das sie gebaut hatten. Als ein Seil riss jedoch brach Sita zusammen und brach beide Vorderbeine. Die Besitzer Sita`s unter Mithilfe der anderer Elefantenbesitzer taten, was Ihrer Meinung nach in ihrer Obhut stand.

Dass Sita seit mehr als fünf Wochen auf dem Boden liegend, immer noch am Leben war, ist ziemlich aussergewöhnlich. Normalerweise sind Elefanten nach 10 bis 12 Tagen früh dem Tod geweiht, wenn sie nicht mehr aufstehen können. Allein Hautprobleme, die sich durch das Liegen einstellen, sind irreparabel.

Die drei Ärzte, die vom Bundesamt für Forstwirtschaft in Jaipur an einem Samstag abend geschickt wurden, um Sita`s Gesundheitszustand zu beurteilen, liessen keinen Zweifel daran, dass die Elefantin eingeschläfert werden muss. Zum Glück wurde die Erlaubnis dazu von einem der fünf Elefantenbesitzer erteilt.

Frau Kornetzky kennt die Besitzer, und verstand, dass hier sofort gehandelt werden muss, um weiteres Leiden der Elefantin zu verhindern. Sita konnte so nicht weiter sich selbst überlassen bleiben. Zum Glück hat der Tierarzt Dr.Sunil Chawla, von der Organisation "Human Society International" sofort zugestimmt, sich Sita anzunehmen und ihr zu helfen, vorerst mit einem starken Schmerzmittel, das vierundzwanzig Stunden Zeit gab, eine offizielle Entscheidung abzuwarten. Mit  Hilfe, grossem Engagement und den Kontakten seiner Kollegin Frau Timmie Kumar von der Organisation "Help in Suffering" hat Frau Kornetzky am Donnerstag, dem 9. Februar 2012 eine Telefonkampagne entrollt, die zur Folge hatte, dass tatsächlich im Zeitraum von zwei Tagen, also Samstag nacht, und entgegen aller Erwartung, eine Erlaubnis von höchster Stelle des Bundesstaates in New Dehli erteilt wurde, Sita von ihrem Elend zu erlösen und sofort einschläfern zu dürfen.

Die bürokratische Geschwindigkeit diente der Erleichterung und war nahezu ausserordentlich. Normalerweise brauchen solche Entscheidungen länger, als die Elefanten selber überleben würden. Als das Bundesamt für Umwelt und Forstwirtschaft in Rajasthan ankündigte, die finale Entscheidung vom zuständigen Ministerium in Dehli abwarten zu müssen, die sich gern über Wochen hinstrecken dürfte, und dies just an einem langen Wochenende, befürchteten wir, dass Sita Ihre Erlösung selbst zu Grabe tragen müsse.

Aber die Entscheidung kam in jener Samstag Nacht des 11. Februar unerwartet schnell. Zwei Stunden später konnte Sita eingeschläfert werden.
Sita wurde begraben am Sonntag morgen, 12. Februar 2012 in Hathigang, Elephant Village in Jaipur unter Anwesenheit des Bundesamts für Umwelt und Forstwirtschaft.

Die Tatsache, dass das Bundesministerium für Umwelt und Forstwirtschaft in einem Land mit weitgehend hinduistischer Bevölkerung eine derartige Entscheidung zur Euthanasie eines Elefanten trifft, ist von grosser Bedeutung. Um so mehr, als dies nun den Weg bereiten könnte, den langen und schrecklichen Leidensweg zum Tod vieler Artgenossen  zu verhindern.

Elefanten werden in Indien göttergleich verehrt. Deshalb sind Gnadenerlösungen für die Betroffenen teilweise schwierige Entscheidungen. Für Brigitte U.Kornetzky, nachdem sie den Entwicklungszustand von Sita beinahe drei Monate beobachten konnte, bestand nicht der geringste Zweifel an der Richtigkeit dieser Massnahme.

Frau Kornetzky ist der Ansicht, dass die circa 120 Elefanten in Jaipur, nebst Verbesserungen der allgemeinen Lebensbedingungen und der Unterkünfte, dringend die medizinische Versorgung und Zusammenarbeit von mindestens drei in Vollzeit angestellten Ärzten brauchen, die in traditioneller klassischer Medizin als auch Ayurvedischer Heilkunde arbeiten. Von zwölf Elefanten sind acht krank, laut Aussage eines der Ayurvedischen Ärzte. Die Verordnungen der Ärzte müssen strengstens von den Mahouts und den Eigentümern der Elefanten eingehalten bzw angewandt werden, und dies oft über Monate, was nicht der Fall ist.  Elephant Village, genannt Hathigang, braucht eine Versorgungsstation für seine Elefanten. Der Auslöser dazu sollte vom Bundesministerium für Umwelt und Forstwirtschaft bzw. von der wohlhabenden Nation Indien selbst kommen. Sita wurde erlöst unter dem Dach von Elephant Village, ein Dorf für Elefanten, das vom Indischen  Ministerium für Tourismus finanziert ist.

"Sita`s Tod steht als Mahnmal für alle Elefanten, die in Erwartung eines grausamen Todes vor sich hin rotten" , sagt Brigitte U. Kornetzky in offiziellen Mitteilungen. "Elefanten in Gefangenschaft werden immer krank sein und Verletzungen austragen müssen, aber sie sollten nicht krank werden dürfen wie es im Falle Sita geschah. Wir, die sie in Gefangenschaft bringen, sind einzig und allein für Ihr Leid verantwortlich. Diese Situation müssen wir ändern, schnellst möglich, und für immer. Ich hoffe, dass Sita`s schmerzliches Ende bei den ehrenwerten Amtsgenossen des Ministeriums für Umwelt und Forstwirtschaft nicht in Vergessenheit gerät, sondern dadurch ein Zeichen gesetzt wurde, das der Genesung und Fürsorge ihrer Elefanten dient".

Nachdem sie in die Schweiz zurückkehrten, haben Versuche, die Aufmerksamkeit der Presse zu gewinnen, nur bedingten Erfolg gezeigt. Schliesslich widmete das St. Galler Tagblatt der Filmemacherin eine ganze Seite, ohne jedoch auf diese berichtenswerte Geschichte des Euthanasiefalles hinzuweisen, obwohl Brigitte U. Kornetzky ausschliesslich darauf hinwies.

P.O.




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